Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Effizienz
Gusstechnik und Branche voran bringen
Die Forschungsvereinigung Gießereitechnik (FVG) betreut unter dem Dach des BDG Forschungsvorhaben, die Guss fit für die Zukunft machen. Nur mit innovativen Produkten und Prozessen kann die Transformation gelingen, die außerdem mit ihren Herausforderungen auch neue Anwendungsbereiche eröffnet. Es gilt, Kunden von den Potenzialen der vielen verschiedenen Fertigungsverfahren der Gießereitechnik zu überzeugen und der Branche neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen. Und gleichzeitig den akademischen Nachwuchs zu fördern.
Bereits am 11. Januar 2024 traf sich der Forschungsbeirat im Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung in Hamburg (ZAL), um die Leitplanken zukünftiger Forschung festzulegen. Im März trafen sich dann die nationalen Forschungsinstitute im Bereich Gießereitechnik und die Leiter der BDG-Fachausschüsse zum Entwicklungsdialog in Bad Godesberg. Großes Thema hier: Die Industrie muss sich an neue Arbeitsweisen anpassen, nicht nur wegen der Herausforderungen der Transformation, sondern auch weil die Erwartungen der Arbeitnehmer steigen. Flexible Arbeitsmodelle, eine sinnstiftende Tätigkeit sind für viele wesentlich. Dazu kommt generell ein mangelndes Interesse an ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen. Diesem kann nur mit Anpassung der Lehrinhalte, einer offenen, kooperativen Herangehensweise und Investitionen in Technologie und Ausbildung begegnet werden. Zumindest letzteres ist ohne Unterstützung der Politik nicht zu bewältigen. Ein dringender Appell der Teilnehmer ging deswegen auch in diese Richtung.
Der BDG betreut zurzeit 14 Forschungsvorhaben, seit diesem Jahr mit dem neuen IGF-Projektträger DLR, der auf die AiF gefolgt ist. Das ist mit Mehraufwand verbunden und läuft noch nicht ganz reibungslos. Dennoch bekennt sich das BMWK weiterhin zur Mittelstandsforschung der IGF, essenziell für Innovationen der mittelständischen Gießereibranche. Der BDG hatte sich deshalb auch für den Erhalt eingesetzt.
Die Forschungsvorhaben, die sich in verschiedenen Projektstadien befinden, spiegeln die Herausforderungen einer heterogenen Branche wider, und berücksichtigen gleichermaßen den NE- und den Eisenguss. Beispielhaft seien nur einige hervorgehoben. Das Projekt Zynk-Guss untersucht die Eignung von Zink-Druckgusslegierungen für zyklisch hochbeanspruchte Bauteile. Wird eine Eignung der jetzt schon im Maschinen-, Automobil- und Apparatebau verwendeten Zink-Druckgussbauteile in zyklisch belasteten Bauteilen festgestellt, ließen sich die Anwendungsgebiete weiter ausbauen, die Wirtschaftlichkeit der Bauteile verbessern. Die Definition neuer Qualitätskriterien zur Beurteilung der Tragfähigkeit von Stahlgussbauteilen soll zusammen mit Forschungsergebnissen zweier vorangegangener Projekte die Grundlage für die künftige DASt-Richtlinie zur Bemessung von Stahlgussbauteilen sein. Das würde den Weg für Stahlguss im Kran- und Maschinenbau sowie im Bauwesen, z.B. Hoch- und Brückenbau oder Offshore-Windenergieanlagen, ebnen, der jetzt seine Potenziale aufgrund normativer Unsicherheiten hier noch nicht ausspielt. Die Effizienzverbesserung des Kupolofens durch inline Sauerstofferzeugung unter Nutzung eigener Prozessabwärme würde den Kupolofen energieeffizienter und produktiver machen, außerdem den Koksverbrauch verringern. Angesichts der durch die Transformation der Stahlindustrie zu erwartenden Verknappung hochwertiger unlegierter Stahlschrotte erhält gerade der Kupolofen neue Bedeutung. In dieselbe Richtung geht das Forschungsvorhaben CAST eRON, das elektrische Alternativtechniken zum Induktionsofen auf ihre Tauglichkeit zur Gusseisenerzeugung untersucht und gerade die veränderte Verfügbarkeit von Schrott sowie standortspezifische Faktoren berücksichtigt. Eine vom BDG beauftragte Studie zu den zu erwartenden Schrottkreisläufen steht den Mitgliedern seit kurzem zur Verfügung. Ausführungen dazu in diesem Tätigkeitsbericht unter der Rubrik Rohstoffe.