
Dritter Zukunftstag des BDG
„Wir brauchen zehn bis zwölf Jahre Planungssicherheit“
Am 19. Juni diskutierten Vertreter aus der Branche, Stakeholder und branchenfremde Experten wieder allgemeingültige Themen aus Unternehmensführung und Wirtschaftspolitik. Die hier dominierenden Themen spielten dann auch während der vorgezogenen Bundestagswahlen eine wesentliche Rolle. Der Verband brachte sie in seinen Forderungen an die Politik auf den Punkt.
Gleich in seiner Begrüßungsrede verlangte BDG-Präsident Clemens Küpper von der Politik ein klares Bekenntnis zum energieintensiven industriellen Mittelstand. Damit wurde klar, dass es schon längst nicht mehr nur um die im Vergleich zum europäischen Ausland konkurrenzlos hohen Energiekosten in Deutschland geht, sondern um die nicht wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen des Industriestandorts selbst. „Energiekosten, Netzentgelte und langfristige Verträge – das sind Bedingungen, die andere Länder nicht haben, weil sie Regierungen haben, die sich darum kümmern,“ sagt Küpper und legt so die dringend notwendige Wirtschaftswende auf den Tisch einer Bundesregierung.
„Brauchen wir noch Guss aus Deutschland?“ Diese provokative – und natürlich rhetorische – Frage, die der BDG quasi als Motto der Veranstaltung voranstellte, war auch eine Forderung an Berlin, sich eindeutig zum Mittelstand zu bekennen. Mangelnde Sichtbarkeit des breiten Mittelstands in Regierungskreisen – auch Carolin Schenuit, Green Budget Germany – Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) nimmt die mangelnde Wahrnehmung des Mittelstands in Berlin wahr. Und Dr. Klaus Bauknecht, Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank AG sieht im Juni 2024 weniger eine Abwanderung des Mittelstands als eine Lähmung desselben. „Der gehobene Mittelstand investiert zurzeit generell nicht, auch nicht im Ausland.“ Und konjunkturelle Erholung brauche – richtig – absolute Planungssicherheit. „Und die kann man durch klare Strukturen in der Regierung ganz leicht erreichen.“ Auch aus Sicht der Kunden, die durchaus auf differenzierte Lieferketten auch außerhalb Deutschlands setzen, sind vor allem die Standortbedingungen in Deutschland kritisch. „Planungssicherheit darf nicht an eine Legislaturperiode geknüpft sein, sondern sollte mindestens über 10 bis 12 Jahre laufen und in der EU müssen ähnliche Rahmenbedingungen herrschen“, beendete Philipp West , Leiter Vertrieb & Engineering, Luitpoldhütte, abschließend die Diskussion mit Bertram Kawlath, Vizepräsident VDMA und Geschäftsführender Gesellschafter Schubert & Salzer, und Ronald Krug von AGCO.
Die Sicht der Gießer schloss den Vormittag des Zukunftstags ab, an dem wirtschaftspolitische Themen im Vordergrund standen. Und da kristallisierte sich ganz schnell die überbordende Bürokratie als alle Herausforderungen der Transformation begleitendes Hemmnis heraus. Förderungen? „Die Vergabeprozesse sind so kompliziert, da laufen wir immer mit dem Kopf gegen die Wand“, macht Dr. Christiane Heunisch-Grotz, Gießerei Heunisch, ihrer Frustration Luft. „Wir ertrinken in Berichtspflichten, wir schreiben auf, wie viel CO2 wir ausstoßen, aber wir beschäftigen uns nicht damit, wie wir sie reduzieren können“, so Christiane Heunisch-Grotz und Rolf Kramer, Geschäftsführer Druckguss Westfalen, unisono. „Statt uns um unsere Produktion zu kümmern, und wir produzieren ganz viel, was für die Transformation wichtig ist“, fügt Rolf Kramer noch hinzu.
Das Thema zog sich dann bis in den Nachmittag des Events, in dem Unternehmensnachfolge und Fachkräftemangel auf der Agenda standen.
In der Düsseldorfer Verbandszentrale verfolgten über 130, via Livestream über 780 Teilnehmer das Programm des 2020 vom BDG ins Leben gerufenen Formats. Auch während der Drittauflage des Zukunftstags drehte sich am Vormittag wieder alles um (wirtschaftspolitische) Rahmenbedingungen und am Nachmittag um die Fachkräfteansprache.
Unsichere Rahmenbedingungen und die Genehmigungsflut, die auf potenzielle Unternehmensnachfolger warten, schrecken viele ab. Das zeigen die Daten, die Dr. Marc Evers, Referatsleiter Mittelstand, Existenzgründung, Unternehmensnachfolge bei der DIHK, vorstellte. Tatjana Schüle kann dem nur beipflichten. Sie hat sich zusammen mit ihrem Vater und Onkel auf den Weg gemacht, die Metallgiesserei Schüle GmbH zu übernehmen „Ich sehe in die Zukunft, und ich sehe tolle Dinge. Aber dann sehe ich auch gleich die Klötze am Bein,“ so die Wirtschaftsingenieurin.
Wirtschaftspolitik vormittags und die menschliche Komponente nachmittags – BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher zog aus dem Event Bestätigung und Impulse für die Verbandsarbeit. Sein abschließendes Fazit ist gleichzeitig Kern der BDG-Forderungen an die Politik: „Schaffen Sie die richtigen Rahmenbedingungen und lassen Sie die Unternehmen machen. Wir brauchen Raum zum Arbeiten.“

In der Düsseldorfer Verbandszentrale verfolgten am 19. Juni 2024 über 130, via Livestream über 780 Teilnehmer das Programm des 2020 vom BDG ins Leben gerufenen Zukunftstags.

Wahl des BDG-Präsidiums
Clemens Küpper als BDG-Präsident bestätigt
Für die BDG-Mitglieder war 2024 Wahljahr. Am Vortag des Zukunftstages stand u.a. die Wahl des Präsidiums und des Präsidenten an. Neu im Präsidium: Dr. Christiane Heunisch-Grotz, Dr. Marc Mateika und Lars Steinheider. Clemens Küpper geht in eine weitere Amtszeit als Präsident.
Das Präsidium setzt sich nach den Wahlen in der Mitgliederversammlung wie folgt zusammen. Im Präsidium neu mit dabei: Dr. Christiane Heunisch-Grotz, Geschäftsführende Gesellschafterin Heunisch, Bad Windsheim, und Dr. Marc Mateika, Geschäftsführer bei MeierGuss, Rahden, (beide für den Bereich Eisen/Fe) sowie Lars Steinheider, Geschäftsführer bei der FWH Stahlguss GmbH, Mühlheim/Ruhr (Vizepräsident Technik).
Im Amt bestätigt wurden für den Bereich Technik Dirk Engels, Isselguss, und Dr. Klaus Lellig, Nemak Europe. Ebenfalls wiedergewählt wurden im NE-Bereich Hartmut Fischer, Andreas Stihl Magnesium-Druckguss, Stefan Michel, Ed. Fitscher GmbH & Co. KG Metallgießerei, und Hans-Peter Grohmann, Johann Grohmann GmbH & Co. KG als Vizepräsident. Reinhard Tweer von der Reinhard Tweer GmbH blieb Vizepräsident des Bereichs Eisen/Fe. Die Wahlen fielen einstimmig aus. Als kooptiertes, nicht stimmberechtigtes Mitglied komplettiert BDG-Hauptgeschäftsführer Max Schumacher wie bereits bislang das Präsidium.
Das neu gewählte Präsidium trat anschließend zusammen und bestätigte Clemens Küpper für weitere drei Jahre als Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie. Der alte und neue BDG-Präsident stellte bei seiner Antrittsrede dem Verband ein gutes Zeugnis aus: „Ich habe mich gern erneut zur Wahl gestellt – obwohl und weil ich wusste, was mich erwartet. Denn wir haben eine tolle Mannschaft in der Hansaallee.“
