
BDG-Umfrage zum Digitalisierungsstand der Branche
Datenqualität wesentlich für CO2-Footprint-Ermittlung
Das CO2-Kalkulationstool FRED ist in der Branche angekommen. Herausforderung vieler Gießereien bleibt jedoch eine verlässliche Datenbasis für Energie- und Materialverbräuche. An dieser Stelle setzt das DBU-Projekt ENGAGEMENT an, an dem der BDG zusammen mit zwei Gießereien beteiligt ist. Mitte November stellten Elke Radtke und Ilyas Regragui den Projektpartnern das Ergebnis einer Umfrage des BDG zum Datenmanagement unter seinen Mitgliedern vor. Die meisten Gießereien halten eine digitalisierte Datenerfassung zukünftig für strategisch notwendig.
Das Ergebnis der BDG-Umfrage ist erfreulich: Zwar halten sich 44 Prozent der Teilnehmer noch an ihre bewährten Excel-Tabellen, der Rest nutzt jedoch schon spezialisierte Lösungen, knapp 20 Prozent das speziell auf Gießereien zugeschnittene CO2-Kalkulationstool FRED. Bei der Nutzung von FRED stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, prozessspezifische Verbrauchsdaten zu erfassen. Auch wenn FRED auf einer Basis von sekundären Echtdaten als Referenz gestartet werden kann, sucht der BDG nach Unterstützungsmöglichkeiten zum Abgreifen primärer Daten durch die Unternehmen selbst. Ergebnis des DBU-Projekts ENGAGEMENT sollen deshalb smarte Methoden zur Prozessanalyse sein, die Gießereien die Erfassung der für FRED relevanten Primärdaten und die Identifizierung von CO2-Einsparungspotenzialen erleichtern. Auf dem ersten Arbeitstreffen des im Juni 2024 gestarteten Projekts stellten die Leiterin Umwelt- und Arbeitsschutz beim BDG, Elke Radtke, und Werkstudent Ilyas Regragui den Status quo der Branche dar. Die Präsentation basiert auf einer Umfrage, die der BDG im Vorfeld unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat. Die Ergebnisse in Kürze.

Elke Radtke, Leiterin Umwelt- und Arbeitsschutz beim BDG, und Werkstudent Ilyas Regragui stellten auf dem ersten Arbeitstreffen der Projektgruppe die Umfrageergebnisse zur digitalen Datenerfassung in Gießereien vor.
Abgefragt wurden u.a. Beweggründe, Tools oder Prozesse, die für die Gießereien bei der Berechnung des produkt- oder unternehmensbezogenen CO2-Fußabdrucks eine Rolle spielen, sowie technische und organisatorische Maßnahmen, die zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks geplant sind. Der zweite Block der Befragung befasste sich mit der erforderlichen Datenerfassung, insbesondere von Energie- und Materialverbräuchen in Produktion, Prozessen und Anlagen sowie mit den Herausforderungen bei deren digitaler Erfassung und ggf. diesbezüglich geplanten Verbesserungen. Dabei zeigte sich, dass zwei Drittel der teilnehmenden Gießereien den standortbezogenen und knapp die Hälfte den produktspezifischen CO2-Footprint ermitteln. Das Niveau der digitalen Datenerfassung hierbei ist allerdings sehr unterschiedlich. Deren Ausweitung wird erheblich von der Nicht-Kompatibilität unterschiedlicher Systeme der Prozessdatenerfassung der Produktionsanlagen behindert. Sowohl bei der Datenerfassung zu Energie- als auch Materialverbräuchen werden zudem eine mangelnde Digitalisierung an sich, hohe Investitionskosten für deren Einführung, Schwierigkeiten bei der technischen Integration und Vernetzung der notwendigen Messtechnik und die korrekte Zuordnung von Materialverbräuchen zu den Fertigungsprozessen, sowie eine unzureichende Datenqualität und -genauigkeit genannt.
Durch Projekte wie ENGAGEMENT unterstützt der BDG die Branche weiterhin dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. Auch informieren sich die Verbandsmitarbeiter kontinuierlich über Forschungsprojekte, die FRED ergänzen und die Gießereien bei den Herausforderungen der Transformation unterstützen können. Jüngstes Beispiel: Das Tool zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse WILMA. Die Westfälische Hochschule in Bocholt stellte den Prototyp des EU-geförderten Projekts „DiNaOpt4KMU – Digitales Nachhaltigkeitsreporting optimieren für kleine und mittlere Unternehmen“ im Sommer 2024 vor. Elke Radtke war für den BDG vor Ort und gab über LinkedIn eine erste Einschätzung.
Die BDG-Umfrage wird in Kürze auch als Fachartikel in der GIESSEREI erscheinen. Sie ist in voller Länge abzurufen auf der Verbandswebseite www.guss.de
FRED in Kürze
Die FRED GmbH wurde vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie zusammen mit anderen Verbänden der Zuliefererindustrie gegründet, deren Mitgliedsunternehmen von ihren Kunden immer öfter mit der Bereitstellung eines Product Carbon Footprint konfrontiert werden. Mit FRED kann auch der Footprint eines Standortes erstellt sowie ganze Transformationskonzepte entwickelt werden. Das CO2-Kalkulationstool ist Mitglied in der OEM-Datenplattform Catena X und zertifiziert nach
DIN EN ISO 14067
DIN EN ISO 14064-1
Greenhouse Gas Protocol
Vorteile von FRED
modularer, erweiterbarer Aufbau
Abbildung individueller Prozessketten sowie aller Einflussparameter der Gussteilfertigung mit Berechnung der daraus entstehenden CO2-Emissionen
Ausweis des PCF nach Prozessschritten (Hotspot-Analyse) und nach Scope 1 bis 3
Simulation von CO2-relevanten Effekten aus Material-, Prozess-, Konstruktions- oder Energieträgeroptimierungen
systemunabhängige (web-basierte) IT-Lösung
In- und Out-Schnittstellen in ERP-Systeme verfügbar
auf gießereispezifische Prozesse zugeschnitten
Der BDG entwickelt FRED kontinuierlich weiter. Seit kurzem erfüllt das Tool auch die Anforderungen der Drehteilindustrie und ist in acht Sprachen erhältlich. Regelmäßige Tutorials (LIVE DEMO), Demo-Version und weitere Informationen unter www.fred-footprint.de
ENGAGEMENT in Kürze
Projektname
Erfassung innerbetrieblicher Energie- und Materialverbräuche in Gießereien für die Ermittlung eines gussteilbezogenen CO2-Footprints – ENGAGEMENT
Projektleitung
Hochschule Kempten, Institut für Produktion und Informatik (IPI)
Projektdauer
16.6.2024 bis 16.6.2026
Projektpartner
Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG)
Pinter Guss GmbH
Kemptener Eisengießerei Adam Hönig AG
ABP Induction Systems GmbH (assoziiert)
Projektförderung
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Ziele
Aufbereitung und Bereitstellung prozessrelevanter Haupteinflussgrößen, die für eine automatisierte, echtzeitfähige Bestimmung teilprozessspezifischer CO2-Emissionen für ein Gussteil relevant sind
Gießereispezifische Entwicklung der Funktionalität von FRED
Konzeption und Implementierung teilprozessspezifischer Handlungsempfehlungen zur Senkung des innerbetrieblichen CO2-Fußabdrucks mithilfe maschineller Lernverfahren)
Entwicklung eines Assistenzsystems, das der Sicherung und Bereitstellung von bisher personenbezogenem Wissen dient. Diese Informationen stehen vorerst nur in Verbindung mit der Bestimmung und Optimierung von CO2-Emissionen
Entwicklung eines interaktiven und digitalen Leitfadens, der mittelständische Gießereien eine prozessbezogene Erfassung der CO2-Emissionen ermöglicht
Entwicklung von geeigneten Transferkonzepten in die Branche