
BDG-Roadmap
Treibhausgasneutralität
für die Branche
Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Die BDG-Roadmap gibt der Branche vier Transformationszenarien an die Hand, wie sie die Dekarbonisierung bewerkstelligen kann. Die Studie ist jetzt für die Mitglieder in einer Langversion und auf der Webseite in einer Kurzfassung zugänglich.
Das novellierte Klimaschutzgesetz gibt die Treibhausgasneutralität Deutschlands bis 2045 als gesetzlich verankertes, verbindliches Ziel vor. Damit sieht sich auch die energieintensive Gießerei-Industrie vor technologische und betriebswirtschaftliche Herausforderungen gestellt. Die Branche muss zwingend Antworten darauf geben, wie sie ihre Prozesse treibhausgasneutral betreiben will – und sie muss das gegenüber Politik, Investoren, Kunden und auch ihren eigenen Beschäftigten tun.
Der BDG gibt deshalb der Branche eine Roadmap an die Hand, die nicht nur Transformationspfade fakten- und zahlenbasiert gegeneinander abwägt und den Unternehmen Orientierung für ihre Dekarbonisierungsstrategie bietet, sondern die auch die betriebswirtschaftlichen und externen Faktoren an Investoren, Kunden und Politik adressiert. Denn eines hat die Studie auch gezeigt: Ohne bestimmte Rahmenbedingungen, die nicht die Branche, sondern nur die Politik gestalten kann, ist die Dekarbonisierung nicht machbar. Die Studie dient also auch zur Kommunikation mit externen Stakeholdern.

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Kurzfassung der BDG-Roadmap
Im November entschied der BDG, die Kurzfassung inhouse zu erstellen, um die branchenspezifischen Inhalte vor dem Hintergrund der vorgezogenen Neuwahlen möglichst genau auf den Punkt zu bringen. Die Kurzfassung sollte der gesamten Branche über die Webseite zugänglich sein und über die Gießereien hinaus Investoren, Kunden, Gesellschaft sowie Politik adressieren. Daher arbeitet sie den komplexen Inhalt der Studie leicht verständlich, aber nicht weniger faktenbasiert auf. Bereits im März lag die Kurzfassung online und gedruckt vor.
Der Aufbau der Broschüre ist bewusst kurz und stringent gehalten. Nachdem Branchenfremden Struktur, Bedeutung und Herausforderungen der deutschen Gießerei-Industrie nahegebracht werden, wird auf vier in sich abgeschlossenen Doppelseiten jeder Transformationspfad unter die Lupe genommen. Die aufwändige Datenmodellierung wird auf je vier Grafiken nebst kurzen Stichpunkten heruntergebrochen: Wie sind Emissionsentwicklung und Energiebedarf, wie Kostenentwicklung und Investitionsbedarf? Und – adressiert vor allem an die Politik – welche externen Faktoren sind für die erfolgreiche Durchführung notwendig? Eine Gegenüberstellung der Treibhausgasentwicklung und der Investitionsparameter mündet schließlich in konkrete Handlungsempfehlungen an die Gießereien und Forderungen an die Politik sowie in ein Fazit. Für den, der es noch übersichtlicher möchte, fassen zwei Tabellen Zahlen und Fakten zusammen. Auf diese Weise ist eine stringente Argumentation gegenüber unterschiedlichen Stakeholdern möglich.
Die Transformationspfade – Empfehlungen für die Gießereien
Die Transformationspfade zeigen eines deutlich: Generell ist für die meisten Gießereien die Elektrifizierung der technisch gangbarste, wenn auch – aufgrund der hohen Stromkosten in Deutschland - teuerste Weg. Zumal viele Unternehmen diesen Weg bereits beschritten haben. Für Gießereien mit Heißwindkupolöfen stehen zusätzliche Übergangslösungen offen. Dennoch lautet die Empfehlung der Studie: Zur Erreichung der Klimaziele spricht auch für diese Gießereien vieles für die Elektrifizierung ihres Schmelzprozesses. Die Szenarien im Kürze:
- das Referenzszenario – Anwendung der Besten Verfügbaren Techniken (BVT) (Pfad 1)
- der Weg zur Treibhausgasneutralität – Elektrifizierung von Thermoprozessen (Pfad 2)
- der Übergangspfad für Heißwindkupolöfen – Biokoks und CCU (Pfad 3)
- die potenzielle Alternative für Heißwindkupolöfen – Wasserstoff statt Gießereikoks (Pfad 4)
Die externen Faktoren – Forderungen an die Politik
Die Gießerei-Industrie verfügt über die technologischen Lösungen zur Treibhausgasneutralität – wenn die nötigen Rahmenbedingungen vorhanden sind. Diese fordert die Roadmap explizit von der Politik ein. Sie betreffen:
- wettbewerbsfähige Energiekosten und CO2-Preise
- Versorgungssicherheit – Infrastruktur für Strom und Wasserstoff
- Regulatorische Planungssicherheit für Biomasse und CCU
- Rohstoffsicherung
- Mittelstandstaugliche Rahmenbedingungen
Die Rezeption der BDG-Roadmap war durchgängig positiv.
In4Climate.NRW und FutureCamp Climate stellten sie bereits auf ihre Webseiten:
Timetable mit den wesentlichen Arbeiten
Kick-off am 19.02.2024:
Festlegen des grundsätzlichen Vorgehens, wesentlicher Annahmen und der Methodik für die Berechnungen (Modellierung), Aufgabenverteilung
März bis Juli:
Definition der Transformationspfade und -szenarien sowie dazugehörender CO2-Minderungsmaßnahmen
Bereitstellung des Datenmaterials aus dem Vorgängerprojekt InnoGuss durch BDG und BDG-Service
Grundlage für Modellierung der Pfade (Berechnungen zu Treibhausgaspfaden, Investitionen, Betriebskosten mit abgestimmten Annahmen)
Diskussion und Klärung der Betrachtung weiterer Aspekte wie z.B. CO2 als Rohstoff und Versorgungssicherheit (Energie, metallische Rohstoffe + Schrott)
Integration weiterer externer Studien, z.B. „CO2-neutrale Prozesswärme“ (Fraunhofer + Institut für Industrieofenbau der RWTH Aachen im Auftrag des UBA)
Juli/August:
Überarbeitung des umfangreichen Excel-Tabellenwerks mit den Modellierungsdaten
September /Oktober
Abstimmung der Langfassung
Ende 2024
Fertigstellung der Langfassung
Was ist eigentlich Roadmapping?
Roadmapping ist eine Methode, mit der ein Projekt oder Prozesse über einen strategischen Zeitraum hinweg entwickelt werden. Meist ist der Zeitraum länger als ein Jahr. Langfristige Projekte und Prozesse werden auf diese Weise in einzelne Schritte gegliedert, so dass eine Richtung aufgezeigt wird, die ein strukturiertes Vorgehen ermöglicht. Unsicherheiten und mögliche Szenarien fließen in die Roadmap ein. Roadmapping kann auf Produkte, Forschung, Technologien und ganze Branchen angewendet werden. Im Zuge der Transformation haben insbesondere energieintensive Branchen bereits Roadmaps vorgelegt, wie z.B. die Chemie-, Zement- und Ziegelindustrie. Diese Branchen wollen damit intern ihren Unternehmen sowie extern Politik und Gesellschaft ihren Weg hin zur Dekarbonisierung und Klimaneutralität aufzeigen. Denn eine Roadmap dient neben dem Innovationsmanagement immer auch als Kommunikationsmedium und ist als solches auch ein politisches Instrument. Die Roadmap „Treibhausgasneutralität für die deutsche Gießerei-Industrie“ sendet denn auch eindeutige Signale an unterschiedliche Stakeholder:
an die Politik: Die Branche wird treibhausneutral.
an die Gesellschaft: Die Branche ist Enabler der Transformation.
an Kunden und Investoren: Die Branche bleibt Garant für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation.
an die Branche: So führen Sie Ihre Gießerei in eine treibhausgasneutrale Zukunft.
Projektpartner und solide Basis
Der Verband hat sich für seine Branchenroadmap einen renommierten Partner mit ins Boot geholt: FutureCamp Climate. Die Unternehmensberatung mit Sitz in München hat schon etliche solcher Studien für Verbände und Unternehmen erarbeitet. Für die BDG-Roadmap „Treibhausgasneutralität für die deutsche Gießerei-Industrie“ konnte sie auf umfangreiche Vorarbeiten des Verbands zurückgreifen. Das Vorläuferprojekt InnoGuss war von NRW.Energy4Climate gefördert worden und lieferte die Basisdaten. Der Zeitplan war dennoch ambitioniert: Kick-off war der 19. Februar 2024, Ende 2024 sollte die BDG-Roadmap „Treibhausgasneutralität für die Deutsche Gießerei-Industrie“ vorliegen – ein ambitioniertes Ziel, das die Projektpartner BDG, BDG-Service und FutureCamp Climate einhalten konnten.